Der neue Hyundai Nexo fährt über 800 km weit. Er leistet 204 PS und bietet V2L, doch sein größter Feind könnte seinen Erfolg verhindern. Verstehen Sie die Kontroverse.

Während sich der globale Automobilmarkt zwischen den Puristen der Verbrennungsmotoren und der wachsenden Welle der batterieelektrischen Fahrzeuge (BEVs) spaltet, hat Hyundai heimlich einen Schachzug gemacht: die zweite Generation des Nexo. Dies ist nicht nur ein weiterer FCEV (Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeug). Es ist eine technologische Maschine, die den größten Albtraum der aktuellen Elektroautos – die Reichweitenangst – mit einer Zahl löst, die selbst die optimistischsten Erwartungen des Herstellers übertrifft.
Die Reichweiten-Revolution: 826 km und der Wasserstoff-Kampf
Der Hyundai Nexo der neuen Generation ist nicht nur eine Weiterentwicklung, sondern ein Glaubenssprung in die Wasserstofftechnologie. Der südkoreanische Hersteller hat die Effizienz und Speicherung auf ein neues Niveau gehoben und eine offizielle Reichweite von 826 km im strengen WLTP-Zyklus erzielt. Zur Einordnung: Diese Zahl übertrifft die meisten Top-BEVs auf dem Markt und bietet ein Fahrerlebnis, das einem Verbrenner ähnelt.
Diese Leistung ist das Ergebnis sorgfältiger Ingenieursarbeit, die sich auf die Verbesserung jeder Komponente des Antriebsstrangs konzentriert. Das Herzstück des neuen Nexo, die Brennstoffzelle, erhielt eine Leistungssteigerung von 16 % auf 110 kW. Der Elektromotor wurde ebenfalls verstärkt, um 204 PS (150 kW) zu liefern, was eine robustere Leistung als die Vorgängergeneration garantiert. Doch das Geheimnis der Reichweite liegt in der Verbesserung der Speicherung.
Die Gesamtmenge an Wasserstoff wurde auf 6,69 kg erhöht, verteilt auf drei verbesserte Tanks mit einem Volumen von 162,2 Litern. Zudem wurde die Kapazität der Hochvoltbatterie auf beeindruckende 2,64 kWh verdoppelt, mit einer Leistungsabgabe von bis zu 80 kW. Diese Synergie aus Zelle, Motor und Batterie definiert die Machbarkeit von FCEVs neu.
Vergleichstabelle: Technischer Sprung des neuen Nexo
| Eigenschaft | Neuer Hyundai Nexo | Vorheriger Hyundai Nexo |
|---|---|---|
| Reichweite (WLTP) | 826 km | Nicht spezifiziert |
| Brennstoffzellenleistung | 110 kW (16 % Steigerung) | Nicht spezifiziert |
| Motorleistung | 150 kW (204 PS) | 120 kW (164 PS) |
| Wasserstoffkapazität | 6,69 kg | 6,33 kg |
| Batteriekapazität | Bis zu 80 kW | Bis zu 40 kW |

Antriebssystem und Technologie: Der Nexo wird zum mobilen Generator
Hyundais Fokus auf Technologie geht über die reine Leistung hinaus. Der neue Nexo integriert Funktionen, die bislang nur in batterieelektrischen Fahrzeugen zu finden waren. Das Beeindruckendste ist die Fähigkeit Vehicle-to-Load (V2L). Im Wesentlichen kann das Fahrzeug als sauberer Energielieferant genutzt werden, angetrieben durch Wasserstoff. Das bedeutet, dass der Nexo im Notfall oder beim Camping Geräte außerhalb des Fahrzeugs über eine interne Steckdose und einen externen Anschluss versorgen kann. Diese Funktion stellt den Nexo in die vorderste Reihe der Fahrzeugvielfalt, ähnlich der Multipath-Strategie von Toyota.
Im Innenraum zeigt der Nexo, dass das digitale Erlebnis ebenso wichtig ist wie die Effizienz der Zelle. Das Cockpit wird von einem Paar gebogener 12,3-Zoll-Displays dominiert, die das Infotainment-System Connected Car Navigation Cockpit (ccNC) integrieren, das bereits im Ioniq 5 2025 zu sehen ist. Mit Unterstützung für Remote-Updates (OTA), Apple CarPlay und Android Auto ohne Kabel steht der Nexo den reinen Elektro-Konkurrenten in nichts nach. Für Wasserstoff-Fahrer zeigt die intelligente Navigation in Echtzeit die Standorte der Tankstellen an – eine entscheidende Funktion zur Linderung der Infrastrukturschwäche.
Für Liebhaber von Luxus sorgt das Premium-Soundsystem von Bang & Olufsen mit bis zu 14 Lautsprechern für ein veredeltes Interieur. Das 12-Zoll Head-Up-Display (HUD) projiziert Fahrinformationen und Sicherheitshinweise, um Konnektivität und Sicherheit zu gewährleisten. Wer meint, die Display-Revolution fände überall statt, sieht beim neuen Nexo eine starke Präsenz, ähnlich wie im Innenraum des neuen Mercedes-Benz GLB EV mit seinem gigantischen Superscreen.

Das kritische Hindernis: Infrastruktur und Marktakzeptanz
Trotz aller technischen Exzellenz und des unbestreitbaren Fortschritts von 826 km Reichweite trifft der Hyundai Nexo auf seinen größten Feind: den Markt und die Infrastruktur. Die Vorgängergeneration erreichte, obwohl innovativ, nie signifikante Verkaufszahlen, mit nur rund 4.000 Einheiten weltweit in 2023 und 2024. Dieses geringe Volumen spiegelt die Zurückhaltung der Verbraucher wider, FCEVs anzunehmen, hauptsächlich aufgrund von Schwierigkeiten bei der Suche nach Tankstellen und den hohen Anschaffungskosten für Wasserstoff.
Hyundai zeigt sich jedoch zuversichtlich. Das Unternehmen glaubt, dass „es Zeit für ein völlig neues Modell ist“, und deutet an, dass die technischen Verbesserungen ausreichen werden, um Skeptiker zu überzeugen. Dennoch bleibt die Ungewissheit. Der kommerzielle Erfolg hängt direkt von der Erweiterung des globalen Wasserstofftankstellennetzes ab, insbesondere in Schlüsselregionen wie Europa und Kalifornien. Die Infrastruktur ist die Achillesferse, die den Nexo daran hindert, eine echte und unmittelbare Bedrohung für batterieelektrische Fahrzeuge darzustellen. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Hersteller ein technisch überlegenes Produkt auf den Markt bringt, das scheitert, weil es die Marktbedingungen nicht adressiert, wie wir bei der Krise bei Porsche und dem falschen Elektroauto, das 90 % des Gewinns kostete, gesehen haben.
Im Vergleich dazu entwickelt sich die Batterietechnik rasant weiter, wie Modelle wie der Mercedes CLA Electric zeigen, der in China erscheint, um das Tesla Model 3 mit 866 km Reichweite zu übertreffen. Wasserstoff muss also beweisen, dass sein schnelles Betankungssystem (ähnlich wie bei Benzinern) die Seltenheit der Tankstellen ausgleicht.
Der neue Hyundai Nexo ist ein Meisterwerk sauberer Technik. Mit seiner Rekordreichweite, der verbesserten Leistung und der V2L-Funktion beseitigt er die technischen Ausreden gegen FCEVs. Die Frage ist nicht mehr, ob die Technologie funktioniert, sondern ob die Welt bereit ist, die notwendige Infrastruktur aufzubauen. Hyundai hat seinen Teil getan. Nun sind Regierungen und die Energiebranche am Zug.



















